Referat Oeffentliches Fernmeldenetz


24 Mitglieder begleiteten unser Mitglied Br aD Erich Beck und ehemaliger Head of Corporate Security Swisscom und Kdt Tc Br 40 auf seiner Zeitreise im Bereich Öffentliches Fernmeldenetz im Dienst der Armee von 1866 bis 2003. Er liess einige Anekdoten aus seiner Jahrzehnte langen Erfahrung in seinen lebhaft gehaltenen Vortrag einfliessen, welche immer wieder zu Lachern oder ernsten Mienen führten.

Der Referent zeigte über die ganze Zeitachse von 137 Jahren welche Synergien zwischen zivilen und militärischen Bedürfnissen genutzt wurden. So wurde seit 1866 für die Kommunikationsbedürfnisse der Armee weitgehend auf dem Zivilnetz basiert. Auch zeigte er auf, wie durch gezielte bauliche und organisatorische Massnahmen das laufend aktualisierte zivile Fernmeldenetz gehärtet wurde.

Die kommerzielle Netzgestaltung der PTT wurde für die Bedürfnisse der zivilen Führung, der Armee und dem Bevölkerungsschutz mit strategischen Leitungs-führungen und Netzverbindungen ergänzt Fernmeldegebäude im Übertragungs-bereich baulich gehärtet und die entstandenen Mehrkosten zu Selbstkosten dem VBS in Rechnung gestellt. Mit diesen Massnahmen konnte in laufend aktueller Technik äusserst kostengünstig landesweite Verbindungen für die Armee zur Verfügung gestellt werden. Im Jahre 1990 waren über 60’000 Leitungen und Anschlüsse für Armee, zivile Führung und Bevölkerungsschutz über das öffentliche Fernmeldenetz so vorbereitet, dass sie innerhalb von 24 Stunden betriebsbereit waren!

Aber auch die landesweite Radioversorgung wurde während des zweiten Weltkriegs mit mehreren «Reduitsenderanlagen» für Mittelwelle, Kurzwelle und Telegrafie sichergestellt und durch die APF (Abteilung Presse und Funkspruch) moduliert. In den Nachkriegsjahren wurde geschützte MW- und KW-Sendeanlagen  in Lenk und Sarnen gebaut welche heute bereits wieder ausser Betrieb sind (Kosten und Politik lassen grüssen ). Ab 1977 wurde über 30 geschützte UKW Sendeanlagen mit 10 kW Sendeleistung und Kombination mit zivilen Anlagen gebaut; Es geht darum, mit erhöhter Sendeleistung die Bevölkerung in den Schutzräumen zu erreichen. Ab einer Mob war bis A XXI das Info Rgt (teilmilitarisierte SRG) für die Modulation dh den Sendeinhalt zuständig.

Seit 1866 sind bis zu 200 Telecom Of- und Uof bei der Truppe als technische Berater, Koordinatoren und Bindeglieder zur zivilen Organisation der PTT/Telecom PTT /Swisscom eingesetzt.

Äusserst interessant waren aber auch die aufgezeigten Synergien zwischen der zivilen Krisenorganisation und dem «militarisieren» PTT in Form der Telecom Brigade 40 mit ihren über 6'000 AdA und der betriebseigenen Betriebswehr (ZS).  Die Organisation der Tc Br 40 entsprach der zivilen Organisation des Unternehmens; die Regionen und Kreisdirektionen bilden die militärischen Regionen resp TT Betr Gr (Abt). Mit der Personalunion von ziviler gleich militärische Funktion und verlängerter Wehrpflicht in der Regel bis zur beruflichen Pensionierung, sind alle Eingeteilten für den technischen Einsatz ständig aktuell, verfügen über eine lange berufliche Erfahrung und sind mit den Anlagen vertraut.
Die militärische Ausbildung wurde mit jährlich 5 bis ad hoc Kp durchgeführt in den Bereichen Bau- und Betrieb unter erschwerten Umständen, AC; San und Unbrauchbarmachung mittels Sprengung von Kabel,- Ausrüstungen sowie Sendeanlagen mit dem Ziel die Benutzung unserer Kommunikation durch einen möglichen Angreifer zu verhindern oder zumindest zu Verzögern.

Mit der Neuausrichtung der Armee (A XXI) wurden aber auf die Teilmilitarisierung landeswichtigen Unternehmen verzichtet; so auf den Militäreisenbahndient, die Kriegsbetriebsorganisationen der Elektrizitätswerke; das Info-Rgt mit den Radio- und Fernsehsprecher und Redaktoren der SRG sowie der Imprimatefachleute.
Rund 95% der Telecom Brigade wurde mit A XXI militärisch entlassen, jedoch konnte noch ein Det Telecom Dienst gerettet werden mit der Begründung: in einem A oder C Fall kann nach Arbeitsrecht kein Mitarbeiter verpflichtet werden, eine möglich gefährliche Arbeit zu leisten, nur das unter Militärgesetz stehende Fachpersonal kann entsprechend ausgerüstet und ausgebildet eingesetzt werden. Dieser Telecom Dienst stellt nun einen Notbetrieb des Zivilnetzes sowie die technische Betreuung der geschützten Sendeanlagen sicher. – Doch eine Frage beleibt aus Sicht des Referenten: Sirenen können ferngesteuert ausgelöst werden, die Bevölkerung zieht in die Schutzräume; aber, wer sagt ihnen nun, über die geschützten, starken Sendeanlagen, dass sie die Schutzräume wieder verlassen können, wenn die einst militarisierten Sprecher/innen der SRG auch im Schutzraum sind? Wo ist nun die bekannte Stimme die durch Beton geht?

Im Anschluss an den Vortrag wurde angeregt diskutiert und philosophiert und so liessen wir den Abend langsam ausklingen.

Unser aller Dank gilt unserem Mitglied Br aD Erich Beck, der uns kompetent und engagiert durch den Abend führte.