123. Hauptversammlung

Unser Gast an der HV 2013, Herr Div Baumgartner gibt uns einen interessanten Einblick in seine Tätigkeiten und die komplexe Organisation der Logistikbasis der Armee (LBA).

 

Vorerst betont er, dass die Logistik nur mit der Miliz funktioniere!

Die LBA zählt 3‘500 zivile Mitarbeitende und 250 Lernende in diversen Berufen. Dazu kommen 16‘000 AdA der Logistikbrigade 1 (Log Br 1).

Die Tätigkeitsbereiche der LBA sind u.a. die Instandhaltung, der Nach- und Rückschub, der Sanitätsdienst, Transporte und die Infrastruktur der Armee. Für 1.2 Mia. Franken werden Leistungen eingekauft, für 620 Mio. Fr. werden Eigenleistungen erbracht.

 

Die LBA ist in fünf Standorten organisiert: Grolley, Thun, Othmarsingen, Monteceneri und Hinwil. Die vier Sprachregionen bringen z.T. immer wieder auch Sprachprobleme zu Tage, wie z.B. bei der Einführung neuer Informatiksysteme.

 

Div Baumgartner kommt auf die Klagen bei fehlenden oder defekten Fahrzeugen zu sprechen und zeigt auf, dass die LBA pro Jahr 40‘000 Fahrzeuge repariert, diese aber z.T. bereits Oldtimer-Status hätten! Beispiele Saurer 10DM oder Puch.

 

Ein Grosseinsatz, welcher die Logistik jeweils wesentlich fordert, ist das alljährliche WEF in Davos. Die Ausgabe 2013 funktionierte logistisch sehr gut, es waren keine Klagen mehr gegenüber Vorjahren zu verzeichnen.

 

Der C LBA legt grossen Wert auf die Personalentwicklung und betont auch, dass der Turnaround aus vergangenen Fehlern geschafft sei. Zu schnelle Reduktion der Mitarbeitenden und zu rasche Einführung neuer Informatiksysteme ohne ausreichende Ausbildung brachten langanhaltende Nachwehen mit sich.

Div Baumgartner erläutert an einem Beispiel, wie bedeutend manchmal eine einzelne Person sein kann. Wenn ein Mitarbeiter zu spät zur Arbeit kommt, muss unter Umständen eine ganze Kompanie stundenlang warten.

Die Mitarbeitenden sollen darum für ihre Sache und die LBA einstehen und Farbe bekennen. Sie tragen eine grosse Verantwortung.

Bis 2017 werden 50 % der Mitarbeitenden pensioniert. Daher ist es das Ziel, bis 2015 den Bestand der Lernenden um 50 % aufzustocken. Die LBA hat bei Lernenden einen guten Ruf. Die Ausbildungsplätze können problemlos besetzt werden.

 

Div Baumgartner veranschaulicht an verschiedenem Material und Fahrzeugen wie zu wenig davon zur Verfügung steht. Z.B. hat die Armee gegenüber dem Bedarf der Bataillone 810 Schützenpanzer 93 zu wenig! Zudem müssen viele Fahrzeuge nach den Dienstleitungen repariert werden. Nur 50 % sind jeweils immer noch voll verkehrstauglich!

 

Die Armee hat hohe Fixkosten. 4.7 Mia. Fr. statt 5 Mia. Fr. sind ein beträchtlicher Unterschied und führen zu schmerzlichen Verzichten, welche wir uns eigentlich nicht leisten können. Er stellt die Frage in den Raum, ob wir mit diesen Kosteneinsparungen überhaupt noch befähigt sind, unseren Kindern und Enkeln noch die gleiche Sicherheit zu gewährleisten?

 

Div Baumgartner kommt auf die Grundsätzlichkeit der Miliz und die Weiterentwicklung der Armee zu sprechen:

Zukünftig sollen wieder alle Grade abverdient und die ganzen Dienstleistungen absolviert werden. So wie es die meisten von uns praktiziert haben. Die Offiziere müssten wieder vermehrt dafür einstehen, dass sie Offiziere sind und sich dafür stark machen. Wir sollen zusammenstehen, gleich welcher Truppengattung angehörend. Betonen tut der C LBA auch die Notwendigkeit der flächendeckenden Ausrüstung.

Die Armee soll sich auch zeigen dürfen. Er wünscht sich vermehr wieder Fahnenabgaben in Thun, Burgdorf, Bern. Auch wenn dann ein Schützenpanzer durch die Altstadt fährt und dies in den Medien polemisch kritisiert wird…

 

Das Referat wird unterbrochen durch einen Film, welcher die Verletzlichkeit und die Risiken eines landesweiten Stromausfalls in Deutschland aufzeigt. Augenfällig wird die umfassende Abhängigkeit von der elektrischen Energie. Nach einigen Tagen fallen auch die letzten Notstromanlagen aus. Schon nur die Koordination von Diesellieferungen wird zur praktischen Unmöglichkeit, da weder Telefone noch E-mail funktionieren. Ab der ersten Stunde wird es landesweit zu hunderten von Verkehrsunfällen kommen, da keine Ampel mehr funktioniert. Weitere Folgen sind Hamsterkäufe, Ausbleiben von Lebensmittellieferungen, Brände und Plünderungen.

Als Fazit wird angefügt, dass eine Woche ohne Strom unsere Gesellschaft nicht überstehen würde.

In einem solchen Falle wäre die Armee tatsächlich die letzte Sicherheitsreserve!

 

Div Baumgartner thematisiert die anstehende Initiative zur Abschaffung der Wehrpflicht und betont nochmal die Wichtigkeit der Miliz. Denn was machen wir mit 30‘000 bis 40‘000 Berufssoldaten? Irgendwann ist deren Training auch mal vorbei… Die Miliz gewährleistet die Demokratie.

Wir müssen uns fragen, welchen Preis wir bereit sind für unsere Sicherheit zu bezahlen und wie hoch der Selbstbehalt sein darf. Unsere Aufgabe ist es, bereit zu sein.

 

Wir brauchen Sicherheit und Freiheit. Das eine beschränkt das andere durch unser Milzsystem in einem gesunden Masse.

 

Div Baumgartner schliesst mit den Worten Jean Jacques Rousseaus:

 

„Sicherheit ohne Freiheit ist Diktatur – Freiheit ohne Sicherheit ist Anarchie.“